Spitzenqualität ist
ihren Preis wert
Eine Erklärung zu
den Preissteigerungen bei Reis, Zucker, Kakao und Kaffee
Die Weltmarktpreise
für Zucker und Kaffee schwanken schon immer sehr stark und sind im
Moment wieder auf einem hohen Niveau. Auch die Marktpreise für Reis und
Kakao sind in letzter Zeit stark gestiegen. Deshalb musste die Gepa die
Preise für diese Produkte im
Frühjahr und
zum Teil noch einmal im Herbst deutlich erhöhen.

Der
Mascobado-Vollrohrzucker aus den Philippinen
Vor allem eine allgemeine Verknappung von Zucker auf dem Weltmarkt
führte zur Erhöhung des Weltmarktpreises. Ursachen für die Verknappung
waren Ernteausfälle durch verheerende Unwetter, gestiegener Bedarf in
den Schwellenländern wie China, sowie das verstärkte Setzen auf Ethanol
zur Energieversorgung. Spekulationen an der Börse verschärften die Lage
noch zusätzlich.
Bio-Basmati-Reis
aus Indien
Auch der Reis ist leider zum Spekulationsobjekt an der Börse geworden.
Laut des Handelspartner Navdanya sind in Indien aber alle Lebensmittel
deutlich teurer geworden,
was für die arme Bevölkerungsschicht schwerwiegende Folgen hat: Die
täglichen Grundnahrungsmittel werden unbezahlbar. So mussten von
Navdanya die Löhne für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angehoben
werden, was für die Gepa höhere Einkaufspreise für den Reis bedeutet.
Bio-Hom-Mali aus
Thailand
Für den Anstieg des Preises beim thailändischen Duftreis ist in erster
Linie der Wechselkurs zwischen dem Euro und dem thailändischen Baht
verantwortlich. Green Net musste die Preise in Euro erhöhen, damit sie
annähernd den selben Erlös erzielen wie zuvor.
Kakao aus Afrika
Auch beim Kakao führen die gestiegene Nachfrage und die
Börsenspekulationen zu drastischen Preissteigerungen.
Kaffee
Über Jahre hinweg kannte der Kaffeepreis nur eine Richtung und zwar nach
unten. Anfang 2002 war der Weltmarktpreis für 100 US Pfund (45,36 kg)
Rohkaffee auf 40 US-Dollar gesunken. Kaffeebauern auf der ganzen Welt
kämpften um ihr Überleben und nur wer an die Fair-Handelsorganisationen
verkaufen konnte, hatte eine Chance, seinen Lebensunterhalt bestreiten
zu können. Viele Kaffeebauern mussten aber aufgeben, der Kaffee wurde zu
einem knappen Gut. Dadurch erholte sich der Kaffeepreis langsam. Im
letzten Jahr schnellte er aber in neue (für unmöglich gehaltene) Höhen.
Im Oktober 2010 erreichte er einen Preis von
200 US-Dollar, im April sogar 295 US-Dollar!
Die Gepa zahlt mit
Fairtrade-Aufschlägen (20 US-Dollar pro 100 US Pfund) und Bioprämien
(30 US-Dollar) schon 360-380 US-Dollar!
Ernteausfälle und
gestiegene Nachfrage in den Schwellenländern sind ein Grund, doch zu
einem wesentlichen Anteil ist der Preisanstieg auf Börsenspekulationen
zurückzuführen. In welchen Dimensionen sich diese abspielen ist für
Laien unvorstellbar:
Hedgefonds kaufen und verkaufen an einem Tag mehr Kaffee als die Firma
Jacobs in einem Jahr!
Die
Fairhandelsorganisationen stehen vor einem neuen Problem:
Viele Kleinbauern, die weder lesen noch schreiben können, erliegen dem
Reiz, von den kommerziellen Ankäufern gleich „cash“ bezahlt zu werden.
Sie verkaufen dem, der für möglichst wenig Arbeit einen möglichst hohen
Preis zahlt. Die Kooperativen zahlen meist in mehreren Raten und
behalten einen Gemeinschaftsanteil für soziale Projekte. Auch scheint
sich der Mehraufwand für den Bioanbau nicht mehr zu lohnen, da auch der
konventionelle Kaffee sehr gute Preise erzielt. Die Kaffeekooperativen
riskieren ihre Zertifizierung zu verlieren. Können sie dann ihren Kunden
nicht mehr genug liefern, verlieren sie auch noch diese.
So sind mühsam aufgebaute, wertvolle Handelsbeziehungen in Gefahr.
Ist der Faire
Handel bei den hohen Weltmarktpreisen denn überhaupt noch nötig?
Die Hochpreisphasen
haben in der Vergangenheit nie lange angehalten, ein deutlicher
Preissturz folgte meistens. Da bietet der Faire Handel mit seinen
Mindestpreisgarantien und langfristigen Abnahmegarantien eine wertvolle
Absicherung. Außerdem werden durch den Fairhandel-Aufschlag auch noch
viele zusätzliche Leistungen erbracht.
Quelle: Gepa Infodienst |